Revolution erreicht Scherfede
Announcement Date: 23. August 1848
Die Märzrevolution von 1848 führte auch in Scherfede zu Unruhen. Vier Bürger wurden festgenommen und nach Paderborn gebracht, nachdem sie sich an Aufständen beteiligt hatten. Vorsteher Bernhard Laudage wurde beim Versuch, Ordnung herzustellen, mit Steinen beworfen.
Aus den Originalchroniken von Scherfede
Der im Jahre 1847 angestellte Förster Thönies blieb.
Die Kornfrüchte standen in diesem Jahre fast durchschnittlich gut, und gaben auch guten Ertrag, weßhalb die Kornpreise bedeutend geringer standen, als im vorigen Jahre. Die Kartoffelkrankheit stellte sich jedoch wieder ein, wenn auch in etwas vermindertem Grade.
In der Mitte des Monat Merz zeigten sich in vielen Orten bedenkliche Unruhen gegen die Regierung; nun zunächst die betreffenden Ortsbehörden. Auch hier erhob sich ein gewaltiger Aufruhr, besonders wurden die Juden stark beunruhigt. Der Vorsteher Laudage wurde mit Steinen geworfen, als er die Ordnung herstellen wollte. Vier Einwohner von hier, welche besonders bei dem Aufruhr tätig gewesen waren, Joseph Paschen, Joseph Maas, Joseph Salmen, der Sohn des Johann Salmen hierselbst, und Johann Proth wurden deshalb durch Militär nach Paderborn gebracht, wo sie selbst einige Wochen Gefängnißstrafe zu erleiden hatten. Nach diesen Auftritten und Abführung der Genannten war die Ruhe wiederhergestellt, und wurde hinfort auch nicht wieder gestört.
Auch in Italien brach eine Revolution aus, und namentlich in Kirchenstaat war die Unruhe so groß, daß sich unser allerheiligster Kirchenfürst PIUS IX. genöthigt sah, seine Residenz Rom zu verlassen und in das Königreich Neapel nach Gaeta zu fliehen. Eine Armee Franzosen, welche auf Befehl des französischen Präsidenten LUIS NAPOLEON kurz darauf in Rom einrückte, stellte die Ordnung wieder her.
Zum Deputirten zur National-Versammlung in Berlin wurde aus hiesiger Gegend der Hr. Bürgermeister Fischer in Warburg gewählt.
In diesem Jahre wurden geboren: 44 Personen. Starben: 25. Wurden getraut: 8 Paare.
1848 (offenbar späterer Eintrag mit neuer Handschrift)
In diesem Jahre war in vielen Dörfern und Städte Revolution, auch hier im Dorfe.
welche die ausriefen „Freiheit, Gleichheit“; auf einmal kamen Soldaten, die 9te Compagnie Infanterie Regiments auf einen Sonntag hier durch und nahmen von hier aus 4 Mann mit Namen: 1. Joseph Paschen, Joseph Salmen, Josph Maas, Johann Proth. Bandten sie 2 und 2 an einander, und mußten so in der Mitte der Compagnie mit nach Paderborn.
Cumpel Wittgenstein (Jude) setzte in dieser Zeit die Heringe u. Brandewein u. Tabak vor die Thür, ein Jeder der ausrief Freiheit, Gleichheit, der faßte zu.
B. Laudage Vorsteher – Spagendarm Polizei*